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Altlastensanierung an der Ihme beginnt im Herbst

Die Planungen für den hochwassersicheren Ausbau der Ihme gehen voran: Derzeit werden die im Vorfeld der Vorlandabgrabungen erforderlichen Bodensanierungsarbeiten südlich der Leinertbrücke vorbereitet. Die Sanierungsmaßnahme soll im Oktober beginnen und wird voraussichtlich sieben Monate dauern. Die Kosten liegen bei rund 7,7 Millionen Euro.

Bei Erkundungen für die Vorlandabgrabungen wurden unterschiedliche Bodenuntersuchungen durchgeführt, die starke Belastungen durch verbliebene Produktionsreste auf einem etwa 1,7 Hektar großen Teilstück des ehemaligen Gaswerks Glocksee ergaben. "Die Analysen bestätigen, dass eine Bodensanierung auf dem ehemaligen Gaswerk-Gelände unbedingt erforderlich ist, um Gefährdungen für die Ihme und das Grundwasser auszuschließen", betont Jens Pohl, zuständiger Bereichsleiter im Fachbereich Tiefbau. "Eine direkte Gefährdung für Menschen durch die Benutzung der Flächen besteht derzeit nicht."

Während der etwa siebenmonatigen Baumaßnahme muss der gesamte Sanierungsbereich abgesperrt werden, Umleitungen für Radfahrer und Fußgänger werden ausgeschildert und rechtzeitig bekannt gegeben. Der komplette Baustellenverkehr soll über die Spinnereistraße und Königsworther Straße mit kurzen Anbindungen an das Schnellwegesystem der Stadt abgewickelt werden. Um eventuelle Geruchsbelästigungen, die beim Öffnen der Teergruben entstehen können, möglichst zu vermeiden, erfolgt der Ausbau des belasteten Bodens in kleinen Mengen. Gefährdungen durch freigesetzte Schadstoffe werden derzeit ausgeschlossen. Zur Kontrolle sollen während der Baumaßnahme an mehreren Stellen im Bereich der Baustelle Luftmessungen möglicher Schadstoffkonzentrationen durchgeführt werden. Weitere Details des Vorgehens sind Bestandteil der derzeit laufenden Planung. Nach Feststehen des genauen Ablaufs und rechtzeitig vor Beginn der Baumaßnahme wird die Stadtverwaltung im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung die AnliegerInnen über die Einzelheiten der Sanierung informieren.

Bei dem belasteten Gelände handelt es sich um einen Bereich, in dem während der Gasproduktion die Gasreinigung, Teerdestillation und Benzolgewinnung durchgeführt wurden. Die unterirdischen Reste der Produktionseinrichtungen sind zum größten Teil noch vorhanden und mit Bauschutt verfüllt. Dies bestätigen die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchungen, die typische Gaswerksschadstoffe wie polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Phenole, leichtflüchtige aromatische Kohlenwasserstoffe (BTEX), Mineralölkohlenwasserstoffe (MKW) und Zyanide in teilweise hohen Konzentrationen belegen.

Die Sanierung beinhaltet die Herausnahme der Teerölbecken (Hot-Spots) und des Bodens um die unterirdischen Anlagen herum. Die Hot-Spots werden mit unbelasteten Böden wieder aufgefüllt. Darüber hinaus werden im Grundwasserleiter parallel zur Ihme eine Drainage gebaut und sechs Grundwasserentnahmebrunnen installiert, um im Rahmen eines Monitorings künftig kontinuierlich zu überwachen, ob Schadstoffe über das Grundwasser in die Ihme gelangen. Sollten sich Belastungen ergeben, die eine Reinigung erfordern, wird das anfallende Grundwasser abgepumpt.

Für den Hochwasserschutz veranschlagt die Landeshauptstadt Hannover bis 2012 rund 30 Millionen Euro im Rahmen eines auf fünf Jahre angelegten Programms. Mit Abgrabungen zwischen Legions- und Leinertbrücke sowie der bereits im Bau befindlichen neuen Benno-Ohnesorg-Brücke soll der Abflussquerschnitt verbreitert werden. Daneben wird der Ricklinger Deich verlängert. Ziel der Maßnahmen ist es, den Gefahren eines sogenannten HQ100 - dem höchsten Hochwasserstand, wie er statistisch einmal in 100 Jahren eintritt - vorzubeugen. Die Umsetzung der ausstehenden Hochwasserschutzmaßnahmen erfolgt nach Abschluss des derzeit laufenden Planfeststellungsverfahrens, vermutlich ab Ende 2011, und soll 2012 abgeschlossen sein. Nähere Informationen zum Hochwasserschutz sind im Internet unter www.hochwasserschutz-hannover.de [1] zu finden.

Hintergrundinformation:
Das Gaswerk Hannover-Glocksee war zu Betriebsbeginn 1826 das erste in Deutschland und wurde bis 1918 von einem britischen Unternehmen betrieben. Danach ging es durch Zwangsliquidation in das Eigentum der Stadt Hannover über. Wegen der Umstellung auf eine Versorgung mit Ferngas wurde die Gaserzeugung 1930 eingestellt. Luftangriffe im zweiten Weltkrieg haben weite Teile des Gaswerks zerstört. Anfang der 70er Jahre wurden die noch stehenden Gebäude bis zur Kelleroberkante abgerissen und ein Grünbereich angelegt.

[PM LH Hannover [2], 14.06.2010]