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Altlastensanierung und Hochwasserschutzmaßnahmen an der Ihme

Vorbereitungen für Altlastensanierung am ehemaligen Gaswerk Glocksee haben begonnen
Mit ersten Baumfällarbeiten haben am heutigen Dienstag die Vorbereitungen für die Bodensanierung auf dem Gelände des ehemaligen Gaswerkes Glocksee begonnen. Das Verwaltungsgericht Hannover hatte gestern (Montag, 15.11.2010) einen Eilantrag einer Anwohnerin gegen die seit längerem angekündigte Sanierung der Altlasten abgewiesen. Die Bodensanierung in diesem Bereich entlang der Ihme ist auch unabhängig von der dort anschließend geplanten Hochwasserschutzmaßnahme notwendig, wie das Gericht bestätigte.

Untersuchungen des Geländes haben typische Gaswerksschadstoffe wie polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Phenole, Zyanide und andere Stoffe in teilweise hohen Konzentrationen nachgewiesen. Mit der Bodensanierung sollen Gefährdungen für die Ihme und das Grundwasser ausgeschlossen werden.

Für den Austausch von belasteten Böden müssen rund 100 Bäume und Gehölze auf einem rund 1,7 Hektar großen Gelände weichen. Diese wurden bis zum Mittag gefällt.

Zu Beginn der Arbeiten wurde das Gelände mit einem Bauzaun gesichert. Der Rad- und Fußweg (Peter-Fechter-Ufer) entlang der Ihme ist während der mehrmonatigen Arbeiten ab Höhe Wielandstraße bis zur Leinert-Brücke gesperrt.

Knapp 20 AnliegerInnen protestierten zu Beginn der Arbeiten auf dem Gelände gegen die Maßnahmen. Einige DemonstrantInnen kletterten auf Bäume. Nach mehrmaliger Aufforderung räumte ein Teil das Gelände. Einige Personen wurden von Einsatzkräften der Polizei von den Bäumen heruntergebracht. Verletzt wurde dabei niemand. Die Polizei nahm von 18 DemonstrantInnen die Personalien auf. Die Stadt wird auf einen Strafantrag wegen Hausfriedensbruchs verzichten.

Oberbürgermeister Stephan Weil lobte am Mittag vor Journalisten das besonnene Vorgehen der Polizei, die mit rund 60 Kräften der Bereitschaftspolizei und einem so genannten Höhenrettungsteam des SEK im Einsatz war. Weil stellte nochmals heraus, dass die Altlastensanierung und die Hochwasserschutzmaßnahmen an der Ihme notwendig seien und von den betroffenen Stadtbezirken und dem Rat mit breiter Mehrheit getragen werden. Die Stadt hat zudem die Bürger mehrfach ausführlich über die Arbeiten informiert.

Der für Hochwasserschutz zuständige Stadtbaurat Uwe Bodemann erläuterte, dass bei der Bodensanierung in der aktuellen Jahreszeit wegen der kälteren Temperaturen Geruchsbelästigungen geringer als im Sommer seien und so weitgehend vermieden werden könnten. Die hohen Schadstoffwerte waren erst bei den Planungen zum Hochwasserschutz bekannt geworden. Allerdings sei die Sanierung aufgrund rechtlicher Vorgaben in jedem Fall notwendig, betonte Bodemann.

Nach Beendigung der Bodensanierung sollen Teile des östlichen Ihmeufers zwischen Legionsbrücke und Leinertbrücke in einer Stärke von bis zu vier Metern abgetragen werden. Ziel ist ein verbesserter Hochwasserschutz für Hannover. Für das gesamte auf fünf Jahre angelegte Programm veranschlagt die Landeshauptstadt bis 2012 rund 30 Millionen Euro. Mit den Abgrabungen an der Ihme und der bereits im Bau befindlichen neuen Benno-Ohnesorg-Brücke soll der Abflussquerschnitt verbreitert werden. Daneben wird der Ricklinger Deich verlängert.

Die eigentliche Bodensanierung soll etwa sieben Monate in Anspruch nehmen. Dabei wird belasteter Boden ausgetauscht und eine Drainage zur Grundwasserkontrolle gelegt. Die Kosten für die Altlastensanierung liegen bei rund 7,7 Millionen Euro. Während der Baumaßnahme muss der gesamte Sanierungsbereich abgesperrt werden.

Um eventuelle Geruchsbelästigungen, die beim Öffnen der Teergruben entstehen können, möglichst zu vermeiden, erfolgt der Ausbau des belasteten Bodens in kleinen Mengen. Gefährdungen durch freigesetzte Schadstoffe werden derzeit ausgeschlossen. Zur Kontrolle sollen während der Baumaßnahme an mehreren Stellen im Bereich der Baustelle Luftmessungen möglicher Schadstoffkonzentrationen durchgeführt werden.

Die Sanierung beinhaltet die Herausnahme der Teerölbecken (Hot-Spots) und des Bodens um die unterirdischen Anlagen herum. Die Hot-Spots werden mit unbelastetem Boden wieder aufgefüllt. Darüber hinaus ist im Grundwasserleiter parallel zur Ihme eine Drainage geplant. Zur Kontrolle werden sechs Grundwasserentnahmebrunnen installiert. Damit wird künftig kontinuierlich überwacht, ob Schadstoffe über das Grundwasser in die Ihme gelangen. Bei Belastungen wird das anfallende Grundwasser gegebenenfalls abgepumpt.

Ziel der Hochwasserschutzmaßnahmen ist, den Gefahren eines sogenannten HQ100 - dem höchsten Hochwasserstand, wie er statistisch einmal in 100 Jahren eintritt - vorzubeugen. Die Notwendigkeit, möglichst schnell für einen besseren Hochwasserschutz zu sorgen, wurde im Jahr 2003 deutlich, als der Pegelhöchststand der Ihme in Ricklingen nur noch wenige Zentimeter unter der Deichoberkante lag. Eine Überflutung würde mehrere Stadtteile Hannovers, insbesondere Ricklingen und Döhren, unter Wasser setzen.

Die Umsetzung der Hochwasserschutzmaßnahmen erfolgt nach Abschluss des derzeit laufenden Planfeststellungsverfahrens, vermutlich ab Ende 2011, und soll 2012 abgeschlossen sein. Die Stadt Hannover ist zuversichtlich, dass trotz mehrerer Einwendungen das Verfahren erfolgreich abgeschlossen werden kann.

Nähere Informationen zum Hochwasserschutz sind im Internet unter www.hochwasserschutz-hannover.de [1] zu finden.

Hintergrundinformation:
Das Gaswerk Hannover-Glocksee war zu Betriebsbeginn 1826 das erste in Deutschland und wurde bis 1918 von einem britischen Unternehmen betrieben. Danach ging es durch Zwangsliquidation in das Eigentum der Stadt Hannover über. Wegen der Umstellung auf eine Versorgung mit Ferngas wurde die Gaserzeugung 1930 eingestellt. Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg haben weite Teile des Gaswerks zerstört. Anfang der 70er Jahre wurden die noch stehenden Gebäude bis zur Kelleroberkante abgerissen und ein Grünbereich angelegt.

[PM LH Hannover [2], 16.11.2010, Update des Artikel "Start der Vorbereitungen für Altlastensanierung am ehemaligen Gaswerk Glocksee" [3] vom gleichen Tag]