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Bereits sieben Grabmale auf dem Gartenfriedhof saniert

Die Sanierungsarbeiten auf dem Gartenfriedhof schreiten voran: Die ersten sechs von rund 160 reparaturbedürftigen Grabmalen wurden bereits fertiggestellt. Es handelt sich um die Gräber von: A. H. W. von Düring, L. Falcken, G. F. von Beaulien-Marconay, F. Mecklenburg und L. von Tschirnitz. Heute (1. August 2013) wurde zudem ein namentlich nicht zuzuordnender großer Sarkophag wieder komplettiert, nachdem alle Verankerungen erneuert, ausgebrochene Teile ersetzt und die Flächen gereinigt wurden.

Die Sanierungen besonders gefährdeter Grabmale laufen seit Ende April. Die Arbeiten sind dank einer finanziellen Zuwendung der Wenger-Stiftung für Denkmalpflege möglich, die von der Initiative Renaissance Gartenfriedhof e.V. für das Projekt gewonnen wurde. Insgesamt stellt die Wenger-Stiftung [1] 50.000 Euro für die Sichtung, Bewertung und Überarbeitung von Grabmalen auf dem Gartenfriedhof bereit. Mit dieser Spende können bis zum Winter etwa 35 Grabmale wiederhergestellt werden. Die Sanierung der besonders gefährdeten Grabmale ist ein weiterer Schritt der denkmalpflegerischen Aufwertung des Gartenfriedhofs nach einem Anfang des Jahres präsentierten Zielkonzept.

Bereits Ende des vergangenen Jahres hat die Diplom-Restauratorin Madelaine Pfeffer ein Gutachten zur Bewertung aller Grabmale und Priorisierung notwendiger Maßnahmen erstellt. Darüber hinaus hat Spezialistin Vera Fendel die wertvollen metallenen Grabkreuze, Zauneinfassungen und Medaillons untersucht.

Die ausführende Firma Leichsenring ist immer wieder vor Ort: Zunächst werden die Grabmale gesäubert, Flechten entfernt und eine Mikrofeinstrahlung besonders starker Schwarzverkrustungen vorgenommen. Danach werden absandende Stellen gefestigt, Lücken hinter der Oberfläche (sogenannte Schalen) hinterfüllt, abscherende Teile gesichert und Fugen und Risse geschlossen. Wo notwendig, werden auch Teile ergänzt, Sockel neu hergestellt und die Fundamente erneuert.

Die Instandhaltung der Grabmale ist ein ständiger Kampf mit Korrosion, Frostsprengungen, Vandalismus, Luftverschmutzung und dem Zahn der Zeit. Die Arbeiten werden je nach zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln realisiert. Die Kosten für diese besonderen Grabmale liegen je nach Größe und Aufwand pro Denkmal zwischen 300 und 2.400 Euro.

Informationen zu den bisher beauftragten Grabmalen:
(Zur besseren Auffindbarkeit sind neuerdings alle Grabmale auf dem Gartenfriedhof nach der Bestandserfassung mit Nummern versehen.)

Georg Friedrich Freiherr von Falcke erhielt ein eisernes Grabkreuz auf Sandsteinpostament (18). Der 1783 geborene Enkel des Kanzleidirektors J. P. C. Falcke (1724-1805), Sohn des Bürgermeisters E. F. H. Falcke (1751-1809), studierte in Göttingen Rechtswissenschaften. Als Gegner freiheitlicher Bestrebungen fand er Beachtung und wurde von Kurfürst Ernst August in den Adelsstand erhoben. Derzeit erfolgt die Eisenrestaurierung in der Werkstadt Fendel.

Auch das Grabmal der Mutter von Falckes (10), das sich in der Nachbarschaft befindet, wird saniert. Daneben werden die Grabmale von Düring (3), Mecklenburg (17), von Tschirnitz (20), von Hardenberg (2) und von Beaulieu-Marconay (16) und der erwähnte nicht mehr namentlich zuzuordnende Sarkophag (9) gesichert und instandgesetzt.

Begonnen werden ab August Arbeiten an den Grabmalen des "Menschenfressers" Heinrich Andreas Jakob Lutz (29) sowie an denen von von Münster (32), Wiese (41) und Dode (54). Das Grabmal der Johanne Christine Salfeld (62) gehört zur Gruppe um Johann Christoph Salfeld, Abt zu Loccum. Am Grabmal von Johann Jürgen Kollenrott (51) ist vor allem eine Inschrift zu erhalten.

Weitere zu sanierende Grabmale weisen auf bedeutende hannoversche oder niedersächsische Familien hin wie von dem Bussche (84), Capelle (404) oder Scharnhorst (76). An zwei Frauen erinnern die Grabmale Pieper (93) und Niemeyer (67), während die Grabmale von Bar (74) und Zwicker (409) zweier Männer gedenken.

Weitere Hintergrundinformationen

Wenger-Stiftung für Denkmalpflege
Die gemeinnützige, private Wenger-Stiftung für Denkmalpflege wurde 1997 gegründet und hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Sicherung und Instandsetzung von Kulturdenkmalen in Niedersachsen, insbesondere in Hannover, zu unterstützen. Die enge Zusammenarbeit mit den Institutionen der Denkmalpflege ist dabei wichtig. Die Mittel der Stiftung sollen jeweils als Initialzündung wirken und helfen, zusätzliche Geldquellen frei werden zu lassen. Unter anderem hat die Wenger-Stiftung gefördert: die Bilderdecke der St. Michaeliskirche Hildesheim (250.000 Euro), die Restaurierung der barocken Bleifiguren des Heckentheaters in Herrenhausen (350.000 Euro) und die Instandsetzung des neoromanischen Altars der Bethlehemkirche in Hannover-Linden mit (32.000 Euro). Vorstandsvorsitzender der Wenger-Stiftung ist Dr. Peter Ziegler, sein Stellvertreter Dr. Peter Königfeld.

Verein Renaissance Gartenfriedhof e.V.
Im September 2011 gegründet, hat es sich die Initiative Renaissance Gartenfriedhof e.V [2] zur Aufgabe gemacht, die stadtgeschichtliche, kunsthistorische und gartenarchitektonische Bedeutung des denkmalgeschützten Gartenfriedhofs stärker in das öffentliche Bewusstsein zu rücken. Gemeinsam mit der Landeshauptstadt Hannover werden Patenschaften für Grabmale vergeben, die zum Erhalt des Gesamtdenkmals beitragen. Die Initiative findet eine breite Unterstützung durch Unternehmen, Stiftungen, die Evangelische Kirche sowie die interessierte Öffentlichkeit.

Firma Leichsenring
Seit 1905 der Urgroßvater der heutigen Generation in Hannover eine Stein- und Bildhauerei eröffnete, steht die Firma seit Jahrzehnten für solide Handwerksarbeiten. In über 100 Jahren hat der Betrieb umfassende Erfahrungen in der Natursteinbearbeitung und hat unter Peter Leichsenring Steinrestaurierungen zum speziellen Aufgabengebiet ausgebaut. Zu den wichtigen Arbeiten der Firma zählen das Mahnmal an der Oper, die Sanierung der Wasserkaskade in Herrenhausen, die Instandsetzung des Brunnens am Wilhelm-Busch-Museum, die Restaurierung des Hölty-Denkmals auf dem St. Nikolai-Friedhof und seit den 1980er Jahren auch immer wieder Grabmalsanierungen auf dem Gartenfriedhof Hannover. Das Unternehmen wird heute von den Geschwistern Julia und Jan Leichsenring geführt.

(Pressemitteilung LH Hannover [3], 01.08.2013)